Liebe Gläubige,

nun sind wir wieder im November angelangt – dem Monat, den alle meist als grau und trüb beschreiben. Die Farbenpracht des Oktobers ist vergangen, der Lichterglanz des Dezembers noch weit entfernt. Passend zu der Tristesse des Wetters und der Natur ist er auch der Monat des Totengedenkens. Für viele sind und bleiben die Erinnerungen an ihre Verstorbenen schmerzhaft, was durch die ganze Stimmung des Novembers noch verstärkt wird. Hinzu kommen in diesem Jahr noch die vielen Einschränkungen und Sorgen aufgrund der Corona-Pandemie. Und dennoch hat der November auch seine schönen Seiten. Ist es nicht etwas Wunderbares, fast Mystisches, wenn am Ende eines Tages in der Dämmerungen die Nebel aufsteigen und die Landschaft nach und nach umhüllen wie ein sanfter Schleier?

Wenn wir durch die fallenden gelben Blätter gehen, die der Wind von den Bäumen treibt und als weicher Teppich auf die Erde legt. Oder wenn wir im warmen Zimmer sitzen, die ersten Kerzen anzünden und auf die Stille des grauen Tages und der dunklen Nacht lauschen. Das ist die Zeit, in der wir zu uns selber finden können. Das sind die Tage, in denen wir in Ruhe in uns gehen können und nicht nur an die Toten denken sollen, sondern auch daran, was in unserem Leben alles tot oder am Absterben ist. Gibt es Beziehungen, die man nicht mehr gepflegt und einfach hat einschlafen lassen? Habe ich mich für Dinge interessiert und engagiert, aber es dann irgendwann aus Bequemlichkeit aufgegeben? Gibt es viel Belastendes in meinem Leben, das mich lähmt oder die Luft zum Atmen nimmt? Wie ist es um mein Glaubensleben bestellt, ist es mehr tot als lebendig? Sicher sind solche Gedanken manchmal so grau wie ein nebliger Novembertag und vielleicht auch nicht schön zu denken. Denn zu gerne verdrängen wir, dass alles im Leben, auch wir, begrenzt und vergänglich ist. Aber dieses sich Bewusstmachen, aus dem In-sich-hineinhören und Erkennen, was neu belebt werden kann oder von wem oder was ich mich besser verabschieden sollte, weil es eben vergangen ist, erwächst uns auch ein Gewinn.

Denn so wie aus den brachen Feldern der Natur im nächsten Frühjahr das neue Leben keimt, so können wir aus den brachen Stellen in unserem Leben völlig Neues entstehen lassen. Frieden mit uns selbst, Freiraum für neue Erfahrungen, Erneuerung unserer Beziehungen – zu den Menschen, aber auch zu Gott.

Nutzen wir die Stille des Novembers dafür, Ruhe zu finden, die Menschen und die Dinge zu bewahren, die wichtig sind und Unnützes gehen zu lassen. Gehen wir doch mal am Abend über den Friedhof mit all den brennenden Kerzen auf den Gräbern und spüren den Frieden und die Sanftheit des Momentes. Lassen wir die Stille in unser Herz. Werden wir uns bewusst, dass aus all dem Vergänglichen auch neues Leben erwächst. Dann erscheint uns der November auch nicht mehr grau und trüb, sondern eher als gedämpftes Licht, das durch den Nebel fällt und uns sanft und ruhig umhüllt.

P. Jim John, OCarm
Pfarrvikar

Das Evangelium vom 28. Sonntag erzählt uns von einem König, der die Hochzeit seines Sohnes geplant hat. Alles ist vorbereitet und die Diener werden ausgeschickt, um die Gäste persönlich einzuladen. Der König schickt also nicht irgendeine Einladung auf einer hübsch gestalteten Karte. Nein, er beauftragt sein Personal. Ich finde, dadurch wird die Einladung ganz schön exklusiv.

Doch dann geschieht das Unglaubliche: Den Gästen ist die Einladung egal. Sie haben Wichtigeres zu tun oder sie fallen sogar über die Diener des Königs her. Für mich irgendwie unvorstellbar.

Wenn mich jemand sogar persönlich einladen lässt, dann wirkt das auf mich so, als mein Kommen unverzichtbar. In der heutigen Sprache wäre ich demnach eine VIP – eine Very Important Person. Keine Frage, dass ich da auf jeden Fall kommen würde.

Nun könnte man denken: Das ist wieder so eine Geschichte, wie sie Jesus eben gerne erzählt.

Doch wenn ich so darüber nachdenke, dann ist die Geschichte topaktuell. Wie wäre es, wenn wir statt König Gott in die Geschichte einsetzen. Er richtet eine Feier her. Er lässt uns durch seine Diener – in dem Fall Menschen, die in der Kirche haupt- und ehrenamtlich arbeiten – einladen.

Ja und dann … dann interessieren sich nur wenige für die Einladung. Viele haben Wichtigeres zu tun oder sie schimpfen über Gott und die Kirche.

Wenn man die Geschichte so betrachtet, dann könnte man sagen: Jesus hat genau gewusst, wie es einmal bei uns sein würde. In der Erzählung von Jesus ergeht es den Menschen, die die Einladung des Königs missachten, danach sehr schlecht.

Da stellt sich für mich die Frage: Was wird aus einem Volk, einem Land, der Menschheit an sich, wenn Gott ausgeschlossen wird? Wenn wir beschließen, dass wir seine wohlmeinenden Weisungen fürs Leben ignorieren? Ich denke, die täglichen Nachrichten sind darauf Antwort genug.

Ich glaube, wir können das Evangelium vom 28. Sonntag als Weckruf verstehen. Als Ruf an alle Gläubigen auf der ganzen Welt, als Ruf an jeden von uns: Schließt Gott nicht aus! Sorgt dafür, dass Gott nicht vergessen wird! Lasst euch von ihm einladen und ladet auch andere ein! – Auch wenn das manchmal mühevoll und frustrierend ist. Doch wenn wir nicht dranbleiben, wird Gott vielleicht wirklich vergessen und ich weiß nicht, ob eine Welt ohne Gott für uns noch lebens- und liebenswert ist.

Michaela Maier, Gemeindereferentin

herr, manchmal habe ich angst vor dir
jetzt komme ich ganz gut zurecht
so wie ich mir mein leben eingerichtet habe …
ich habe angst dass dir der herrgottswinkel nicht genügt
dass du die ganze existenz beanspruchst

Karl Josef Kassing, in: Versuch über Wellen zu gehen, Fohrmann Verlag, Köln 2020

Liebe Besucher unserer Homepage, liebe Mitchristen!

Der Herrgott verlässt seinen Herrgottswinkel und erhebt Ansprüche, er meint es ernst mit mir. Worte, die mich nachdenken lassen. Eigentlich will ich ja Gott nicht fürchten, ich glaube, dass er es gut mit mir meint. Wenn ich hinhöre auf seine Worte, dann kann ich nicht ganz falsch liegen. – So habe ich es mir eingerichtet in meinem Leben, auch mit meinem Gott.

Wenn ich auf Jesus höre, dann merke ich: Der ist ein Radikaler: Radikales Gottvertrauen verkündet er, radikale Nächstenliebe fordert er, er will die Menschen verändern: Aus Egoisten will er Altruisten machen: Aus Personen, die um sich selber kreisen und ihr eigenes Wohl und ihr eigenes öffentliches Bild in den Vordergrund stellen will er mitfühlende Frauen und Männer machen: Die den anderen in den Blick nehmen und den Vortritt lassen und für ihn/sie da sein wollen.

Der Herrgott verlässt seinen Winkel und stellt sich in die Mitte der Welt. Und er will eine neue Welt. Eine Welt, die wirklich eine „schöne, neue Welt“ ist. Jesus spricht da vom Reich Gottes. Und wir sprechen seine Worte nach: „… dein Reich komme, dein Wille geschehe“.

Wenn ich das bete und so meine, wie ich es ausspreche, dann verändert das etwas in mir. Dann leitet das einen Wechsel meiner Blickrichtung ein. Dann fange ich an, die Welt mit anderen Augen zu sehen: Nicht: Was kann sie mir bieten, was können andere für mich tun? – Sondern: Was ist meine Aufgabe in der Welt, was muss ich leisten und wirken, welchen Platz muss ich einnehmen im Miteinander der Menschen?

Gott hat seinen Platz nicht in einem Winkel meines Lebens, im stillen Gebet während des Tages, in einer Stunde am Sonntag. Er ist da in allen anderen Stunden und im lauten Getriebe. Da bei mir: Und er ist nervig, er beansprucht immer von mir, das Richtige zu tun. Er beansprucht die ganze Existenz. – Das ist gut so, davor brauche ich keine Angst zu haben, es macht mich zu einem aufrechten Menschen, der ich ja sein will.

Das ist nicht einfach, nicht bequem. Dass Ihnen das immer mehr gelingt, das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Ihr
Dieter Zinecker, Pfarrer

Liebe Gläubige,

in diesem Leben können wir keine großen Dinge tun. Wir können nur kleine Dinge mit großer Liebe tun.

Dieser Spruch ist für mich einer der schönsten, den uns Mutter Theresa aus ihrem segensreichen Leben hinterlassen hat. Denn Liebe ist das Essentiellste unseres Lebens, egal um welche Liebe es sich handelt: sei es die Liebe zum Kind, zu den Eltern, zum Partner, die Liebe zur Arbeit oder natürlich die Liebe zu Gott. Wie arm wäre unser Leben ohne Liebe, wie einsam muss man sich fühlen, wenn man Liebe weder gegeben noch geschenkt bekommen hat. Ohne Liebe werden wir hartherzig und klein.

Um andere lieben zu können, müssen wir zunächst uns selbst lieben. Nicht umsonst hat Jesus zu uns gesagt: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Daher beginnen wir bei uns selbst, lieben wir uns, tun wir uns Gutes. Finden wir Gefallen an dem, was wir tun. Erst aus diesem Gefühl heraus sind wir in der Lage, andere zu lieben, aber auch das, was wir tun, zu lieben. Wenn wir in Liebe leben, gelingt uns alles leichter, was wir mit Liebe tun fällt uns nicht schwer. Es ist ein sehr schönes, befriedigendes Gefühl, etwas – selbst Kleines – mit großer Freude und Liebe zu tun. Um so schöner, wenn wir es für einen Anderen tun.

Mutter Theresa, deren Gedenktag wir am 5. September feiern, konnte nur deswegen so viel leisten, weil sie erfüllt mit Liebe war. Das bedeutet nicht, dass sie frei von Zweifeln war, manchmal sogar Groll verspürte und am Ende des Tages erschöpft und leer war. Aber die Kraft der Liebe ließ sie all das überwinden und diese Haltung sollten wir uns zum Vorbild nehmen. Geben wir der Liebe jeden Raum, den sie braucht, verschenken wir sie im Überfluss, tun wir aus dieser Liebe heraus Gutes an unseren Mitmenschen. Folgen wir einer weiterer ihrer Aussagen: Es genügt nicht zu sagen: ich liebe. Liebe muss lebendige Tat werden. Sollte uns das gelingen, sollten wir all die kleinen Dinge, die wir tun mit Liebe füllen, wird unser Leben reicher und liebevoller werden. Vor allem aber sind wir dann nicht nur in guter Nachfolge Mutter Theresas, sondern auf dem Weg, den Jesus uns durch sein Leben gezeigt hat.

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie die Kraft der Liebe täglich in Ihrem Leben verspüren.

P. Jim John OCarm
Pfarrvikar