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In den Evangelien des 3. und 4. Sonntags im Jahreskreis steht Jesus am Anfang seiner Bestimmung. Ab jetzt beginnt die Zeit, wo Jesus als Sohn Gottes aktiv auftritt und handelt. In der Synagoge liest er aus dem Buch Jesaja vor und präsentiert sich als Erfüllung dieses Prophetenwortes.

Die Worte des Propheten waren den Leuten damals sehr vertraut. Es war eine alte Überlieferung. Und jetzt werden die Menschen in der Synagoge Zeuge davon, dass diese alten Worte Realität werden. Ich könnte mir vorstellen, dass Viele überrascht waren: Erstens davon, dass die Worte tatsächlich wahr sind. Zweitens, dass die Worte genau jetzt zu ihrer Lebenszeit wahr werden sollen. Drittens, dass der, der die Worte umsetzt, aus ihren Reihen stammt. Viertens, weil der, der die Worte wahr werden lässt kein studierter Gelehrter, sondern ein einfacher Zimmermannssohn ist.

Für mich stellt sich die Frage: Wie würde ich reagieren, wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis plötzlich als Messias auftreten würde? Ganz ehrlich: Ich hätte vermutlich auch so meine Zweifel und würde mich fragen, ob das alles nicht ein gewaltiger Schwindel ist.

Auch die Leute damals in Nazareth haben wohl so gedacht. Jesus spürt ihre Vorbehalte und bringt sie klar zur Sprache: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ (Lk 4,24b)

An dieser Erzählung aus dem Lukasevangelium wird deutlich: Auch ein Sohn Gottes hat keine Vorteile. Ihm wird, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts in die Wiege gelegt. Der Beginn seines Lebens war schon holprig: Geburt in einem Stall, die erste Wiege ist eine Futterkrippe. Ja, und es geht holprig weiter. Jesus wird immer wieder für seine Überzeugung Widerstände ertragen müssen. Das Messias-sein war kein Selbstläufer.

Doch Jesus lässt sich nicht verunsichern. Er weiß: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; … der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, …“ (aus Lk 4,18). Das heißt so viel wie: Ich kann gar nicht anders. Ich muss so sein, weil Gott es so will. Das war sicher alles andere, als der bequemste Weg durchs Leben.

Liebe Leser,
vielleicht haben Sie auch schon einmal in Ihrem Leben das Gefühl gehabt: Auch wenn es andere anders sehen und auch wenn ich damit nur Schwierigkeiten haben werde: Ich muss etwas genau so tun oder genau so sagen, weil ich weiß, dass es hier und jetzt richtig ist. Wenn Sie das in sich spüren, dann dürfen Sie sich als gläubiger Christ sicher sein: Jesus ist auf Ihrer Seite. Er geht mit Ihnen auch den unbequemsten Weg mit, weil er das Leben kennt. Oder wie es im Talmud heißt: „Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt!“

Michaela Maier, Gemeindereferentin

Liebe Angehörige der Pfarrei St. Jakob,
liebe Leserinnen und Leser,

wir stehen nun wieder am Beginn eines neuen Jahres. Das alte, das für die meisten von uns sicher nicht gerade schön war, lassen wir wohl nur all zu gern hinter uns. Bei den meisten Menschen ist die Stimmung eher getrübt, jeder möchte einfach nur wieder ein ganz normales Leben führen können. Und so legen wir alle große Hoffnungen auf dieses neue Jahr 2022.

Wenn wir wirklich positiv hoffen, dann ist solch eine Hoffnung wie ein Licht in der Dunkelheit. Ein Licht, das uns weitergehen und weitermachen lässt, immer in der Sicherheit, dass das Licht nicht erlöscht, sondern uns führt. So lange, bis aus dem kleinen Licht ein großes, strahlendes wird, das unser Leben wieder hell und leicht erscheinen lässt. Solch ein Licht ist uns gerade eben geschenkt worden. Bei Jesaja heißt es: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind.“ ( Jes 9,1 )

Natürlich nimmt uns Jesus nicht alle Sorgen ab oder beendet von heute auf morgen die Pandemie. Aber er hilft uns, durch diese Zeit zu gehen, weil wir wissen, dass er bei uns ist. Im Glauben an ihn finden wir Halt und Stärke, jedes Gebet spendet uns Trost und Zuversicht. Dies ist für mich ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens, es lässt mich jeden Tag hoffnungsvoll weitermachen – auch wenn es eben manchmal nicht so gut läuft. Jesus hat uns durch sein Leben aber auch gezeigt, dass auch wir selbst Lichtblicke für andere Menschen werden können. Denn es gibt immer jemanden, dem es schlechter geht als mir selbst. Warum also nicht die Augen dafür öffnen und dem Anderen helfen? Durch ein Gespräch, durch einfach da sein, durch aktives Unterstützen, durch eine mildtätige Gabe. So bringe ich nicht nur Licht in das Leben meiner Mitmenschen, sondern auch in mein eigenes. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude. Und Freude bedeutet Licht. Licht, das wir alle brauchen, Licht, das wir alle geben können. Licht, das Jesus Christus uns gebracht hat und uns sein will: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ ( Joh 8,12 )

Und so wünsche ich Ihnen ein segensreiches, lichterfülltes neues Jahr 2022.

P. Jim John O. Carm
Pfarrvikar

„Menschen sind die Worte, mit denen Gott seine Geschichte erzählt.“ (Edward Schillebeeckx)

Wie können wir auch morgen überzeugend als Christen leben? Oder mit Hubert Windisch gefragt: „Wird die Kirche so, wie sie bei uns geworden ist, im Kulturraum der Spätmoderne überleben können?“

Pastorale Konzepte und Pläne werden in Hülle und Fülle in unserem Land erstellt, aber weisen sie einen Weg in die Zukunft?

Bevor wir uns aber mit der Zukunft der Kirche befassen, sollten wir zwei Einsichten des großen Theologen und Kardinals Henri de Lubac beherzigen, veröffentlicht in seinem Aufsatz „Unsere Versuchungen hinsichtlich der Kirche“. Darin zählt de Lubac fünf Versuchungen für die Kirche auf, zwei in unserem Zusammenhang sehr wichtige, möchte ich aufgreifen.

Zunächst die Versuchung des Erfolgs. Lubac schreibt:
„Wo die Kirche im Spiel ist, lässt sich nicht von Fortschritt und Rückgang, Erfolg und Misserfolg reden, wie bei Dingen die der Zeit unterliegen. … Wir wollen doch nicht wieder anfangen, eine äußerlich triumphierende Kirche zu erträumen. Der Herr hat ihr keine blendenden, stetig wachsenden Erfolge verheißen.“

Es kann bei unseren Überlegungen nicht darum gehen, wie wir morgen die Zahl der Kirchenbesucher steigern können, es muss uns darum gehen, wie wir als Gemeinde überzeugend und glaubwürdig die Nachfolge Jesu leben können.

Ein weiter Punkt ist „Die Versuchung der Weisen“:

„Sowenig sie (Anm. d. Verf.: die Kirche) eine Gelehrtenakademie ist, sowenig ist sie auch ein Konventikel hochgeistiger Frommer oder eine Versammlung von Übermenschen. Sie ist sogar das reine Gegenteil. Hinkende, Krüppel, armselige Existenzen jeglicher Art wimmeln in ihr, und der große Haufen der Mittelmäßigen, die sich in ihr wohlfühlen, gibt den Ton an.“
Allen Kirchenträumen, allen romantischen Sehnsüchten nach der heilen Urgemeinde zum Trotz, unsere Kirche, unsere Gemeinden wird und werden nie nur aus „Musterchristen“ bestehen. Dies war nie so und wird nie so sein. Dies dürfen wir bei unserem Blick in die Zukunft nicht vergessen. Im Übrigen ist dies ja auch sehr beruhigend, denn dann ist ja auch für uns Platz in dieser Gemeinde von Morgen.

„… denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11)
Patentrezepte, großangelegte pastorale Pläne kann und möchte ich nicht entwickeln, noch dazu ich von deren Nützlichkeit oft nicht sehr überzeugt bin. In den folgenden Zeilen will ich vielmehr auf zwei Grundhaltungen, Einstellungen hinweisen, von denen ich meine, dass nur sie uns weiterhelfen, denn sie sind Gott verwurzelt, auf Gott ausgerichtet, der allein seinem Volk eine Zukunft geben kann und geben wird.

Leben aus Gott

Was wäre in unserer Kirche nicht alles zu ändern! Lang und breit lässt sich darüber diskutieren. Und viele wissen scheinbar haargenau, was zu ändern wäre, um die Kirche wieder „attraktiver“ für die Menschen zu machen. Manche Dinge können wir aber jetzt nicht ändern, davon allein hängt freilich auch das Morgen des Glaubens nicht ab. Viel wesentlicher für die Weitergabe des Glaubens ist es, dass wir uns darauf besinnen, warum wir dieser Kirche angehören, warum wir glauben.

Die meisten von uns sind in diese Kirche hineingeboren worden, als Säuglinge von ihren Eltern zur Taufe gebracht worden. Sollte dies jedoch der alleinige Grund sein, warum wir der Kirche „angehören“, wäre dies ein denkbar schlechter Grund. Für den Glauben, der immer auch von außen an uns herangetragen wird, – Joseph Ratzinger meint sogar dass dies dem Glauben wesentlich ist,
„dass er von außen zukommt. Er ist … das mir Gesagte, das mich als das nicht Ausgedachte und nicht Ausdenkbare trifft, ruft, und in Verpflichtung nimmt.“5 – bedarf es deshalb – damit dieser Glaube auch über-zeugen kann, einer persönlichen Entscheidung. „Ja, ich glaube!“ Bedarf es weiter der ureigenen Erfahrung, dass Gott mich gerufen hat, dass ich sein geliebtes Kind bin und ich darum zum Volk Gottes, zur Kirche gehören darf. Nur aus einer solchen Grunderfahrung und -überzeugung heraus, kann ich wirklich glauben.

Nicht wenige gehörten in früheren Zeiten der Kirche an, weil es so von ihnen erwartet wurde, weil sie sich dem sozialen Druck nicht aussetzen wollten, wenn sie sich gegen die Institution „Kirche“ entschieden. Dies ist heute –zumindest in unserem Land- wohl kein Grund mehr, der Kirche anzugehören und dies ist auch gut so. Viele Menschen aber in unserem Land sind auf der Suche nach Gott, auch der Suche nach etwas, was ihrem Leben Sinn und Halt geben kann. Und auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten, aber auch der „Unmöglichkeiten“ wird einiges angeboten, um diese Sehnsucht zu stillen. Asiatische Meditationsformen, indische Gurus und vieles mehr geben Menschen das, was sie suchen. Dies müssen wir respektieren. Aber warum entwickeln viele dieser religiösen Angebote solch große Attraktivität, im Gegensatz zu uns, zu unserer Kirche?

Ich denke, es fehlt uns an Überzeugungskraft. Dabei denke ich jetzt nicht daran, dass wir uns demnächst an irgendwelche Straßenecken stellen sollten, um Flugblätter zu verteilen oder erbauende Liedchen zu trällern.

Ich bin aber davon überzeugt, dass in unserem Alltag als Christen etwas Entscheidendes fehlt:
Paulus sagte zu den Athenern auf dem Areopag: Dass keinem Menschen Gott fern ist. „Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir…“ (Apg 17,18). Leben wir in und aus Gott? Vertrauen wir in unserem Leben auf ihn, rechnen wir mit seiner Gegenwart. Wo kommt denn Gott in unserem Alltag vor?

Genau darauf kommt jedoch es an, dass wir auf ihn unser Leben bauen und dies andere spüren und erkennen können. Und darauf kommt es an, dass andere wahrnehmen, da sind Menschen, die nicht einfach gewohnheitsmäßig den Sonntagsgottesdienst absolvieren, Menschen, die nicht irgendwelche realitätsferne Regeln einhalten, sondern dass da Menschen sind, die aus ihrem Glauben heraus ihr Leben gestalten, die ihr Leben auf den Gott bauen, von dem sie glauben, dass er in seinem Sohn Jesus Christus in unüberbietbarer Weise ihnen nahe gekommen ist, dass dieser Gott sie durch das Leben und Sterben seines Sohnes befreit hat aus Sünde und Tod und die darum unter der Führung des Geistes Gottes ihre Wege gehen, um an das Ziel ihres Lebens zu gelangen: in den Armen Gottes geborgen zu sein, wo es keine Trauer, noch Not, noch Leiden oder Tränen mehr gibt. Und weil dies ihre Hoffnung ihr Ziel ist, können Glaubende sich auf dieser Erde nicht abfinden mit Ungerechtigkeit, Terror und Krieg. Können sie sich nicht damit abfinden, dass menschliches Leben mit Füßen getreten wird.

Reden von Gott

Dieses Leben in und aus Gott, dieses Leben im Vertrauen auf Gott müssen wir freilich auch zur Sprache bringen. Doch in Bezug auf unseren Glauben sind wir nur allzu oft sprachlos. Über alles möglich reden wir, für alles mögliche stehen wir ein, aber über das, was wir glauben, sprechen wir nicht und bezeugen es nur selten. Doch damit unser Gott Gehör finden kann in unserer Welt, müssen wir von ihm sprechen. Müssen wir die Welt mit unserem Glauben konfrontieren, damit sie Stellung nehmen kann. Das darf aber nicht mit unnützem Geplapper verwechselt werden, mit frommen Gesäusel, dass obendrein noch ganz genau weiß, was Gott will und deshalb auch genau weiß, was die anderen zu tun oder zu lassen haben. Dann ist es wahrscheinlich sogar besser zu schweigen, also Gott in Verruf zu bringen. Jedoch:

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt…“ (1 Petr 3,15)
Dies allein muss Sinn unserer Rede von Gott sein, einer Rede, die die Welt braucht, denn die Hoffnung, die uns erfüllt, ist die Hoffnung der ganzen Welt.

Diese Rede muss aber gerade darum verantwortete Rede sein. Ver-antwortet: in dem wir uns auch Rechenschaft ablegen müssen über unseren Glauben. Nicht jeder Hokuspokus, der sich katholisch gebiert, taugt für eine solche verantwortete Rede. Denn es kommt ja darauf an durch dieses Reden, das vom eigenen Leben gedeckt ist, andere zum Glauben zu führen, andere auf Jesus Christus zu verweisen. Um diese verantwortete Rede müssen wir uns aber mühen. Zum Glauben gehört auch unabdingbar Wissen. Gleich welcher Art unsere Glaubenserfahrungen sind, wir müssen sie reflektieren, um verantwortbar darüber zu sprechen und Zeugnis abzulegen. Und so ist zu glauben auch „geistig“ mühevoll, denn es bedarf immer wieder der ernsthaften Beschäftigung mit diesem unserem Glauben. Wir sehen ein, dass in Technik und Naturwissenschaft sich seit unserer Schulzeit einiges verändert hat und bemühen uns auch uns darüber zu informieren. Wie viele Ältere gibt es, die inzwischen perfekt die neuen Informationstechnologien beherrschen. In Glaubensdingen ist es leider oft gänzlich anders. Wie oft hört man noch irgendwelche Kamellen von gestern, die niemand mehr ernsthaft in der Kirche vertritt. Wie viele beschäftigen sich immer wieder neu mit Heiliger Schrift und Glaubenslehre, und versuchen hinzuzulernen?

„Siehe, das Lamm Gottes“ (Joh 1, 36)
Der Johannesevangelist schildert uns die Berufung der ersten Jünger so:

„Tags darauf stand Johannes abermals da und zwei von seinen Jüngern. Und auf Jesus hinblickend, der des Weges kam, sagte er: Siehe, das Lamm Gottes! Und es hörten die beiden Jünger ihn reden, und sie folgten Jesus. Als aber Jesus sich wandte und sie folgen sah, sagte er zu ihnen: „Was sucht ihr? Sie sprachen zu ihm: Rabbi – was übersetzt: Lehrer bedeutet – wo ist deine Bleibe? Sagt er zu ihnen: Kommt, so seht ihr. Sie gingen also und sahen, wo seine Bleibe war. Und sie blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm gefolgt waren. Der findet zuerst Simon, seinen eigenen Bruder, und sagt zu ihm: Den Gesalbten – was übersetzt: Messias bedeutet -, den haben wir gefunden. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Kephas – übersetzt: Petrus – genannt werden.“
(Joh 1, 35-42, in der Übersetzung von Fridolin Stier)

Die beiden Jünger, von denen uns der Evangelist erzählt, werden durch Johannes den Täufer auf Jesus verwiesen, der Glaube kommt also auf sie von außen zu. Und sie folgen – wohl zunächst eher im Sinne eines Nachgehens – Jesus und er, er lädt sie ein bei ihnen zu bleiben. Bleiben – eine der wichtigen Vokabeln des Johannesevangeliums. Es meint nicht nur irgendeinen Aufenthaltsort, eine Bleibe, es meint eine tiefe Gemeinschaft mit Jesus Christus. „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“ (15,4), so fordert Jesus seine Jünger in den Abschiedsreden auf. Sie haben also in dieser Bleibe Jesu, nicht eine Unterkunft entdeckt, sondern den Messias, ihren Erlöser und Heiland. Sie haben sich nun zu dem, auf den sie verwiesen worden sind, bekannt. Und dies war so entscheidend für ihr Leben, dass der Evangelist sogar die Stunde dieser Begegnung, dieser Lebenswende festhält. Diese Stunde (16 Uhr) ist der Beginn der Vorabendzeit. Ulrich Wilckens schreibt: „In apokalyptischer Sicht ist dies die ,Weltstunde‘ der beginnenden Ereignisse der messianischen Zeit… Wo Menschen sehen dürfen, „wo Jesus bleibt“, da ist die Endzeit angebrochen.“ Aber was ihnen da in dieser Stunde geschehen ist, was sie erfahren durften und glaubend erkannten, können sie nicht für sich behalten, sie müssen es weitererzählen, sie müssen andere zum Messias führen. Und so versucht Andreas von seinem Glauben, von seiner Hoffnung andere zu überzeugen. Den ersten, den er trifft, seinen Bruder Simon, den will er auch zum Messias führen. Und auch Simon, geführt durch Andreas, findet seinen Herrn und Erlöser.

Andreas führt seinen Bruder Simon zu Jesus, so wie er zuvor vom Täufer zu Jesus geführt wurde.

Glaube ist sicher zuerst ein Dialog zwischen Gott und Mensch, sein Wort, das den Menschen unmittelbar trifft und Antwort verlangt. Die Möglichkeit aber, in diesen Dialog mit Gott einzutreten, wird vornehmlich eröffnet durch eine interpersonale (zwischenmenschliche) Vermittlung, d. h., dass das mir von Menschen gesagte und durch ihr Leben bezeugte Bekenntnis für meinen Glauben auch konstitutiv ist.

Wir wurden zum Glauben an Jesus Christus geführt zumeist durch das Zeugnis von unseren Eltern, von Priestern und Lehrern. Auf diese Hinführung zum Glauben waren wir aufgefordert zu antworten: „Ja, ich glaube!“ Und darum ist es an uns, wie es an Andreas war, andere auf Jesus Christus zu verweisen. Nicht durch große Aktionen etc., sondern durch unser Leben und Bekenntnis.
Dieses „Modell“ der Hinführung zum Glauben wird uns nicht nur in der Schrift bezeugt, auch viele Gestalten der Kirchengeschichte können uns dafür Beispiel sein. Eine exemplarische Gestalt dafür ist sicher Edith Stein.

„Herr, ist es möglich, dass einer neu geboren wird, der schon des Lebens Mitte überschritt?“ (Edith Stein)

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als jüngstes Kind einer jüdischen Familie geboren. Früh, so sagt sie selbst, hat sie den Glauben verloren. Die Hochbegabte wird Schülerin des bedeutenden Philosophen Edmund Husserl in Göttingen. Dort setzt sie sich für Frauenwahlrecht ein, verpflichtet sich während des Ersten Weltkriegs als Lazarettschwester und entwickelte sich zur Musterschülerin Husserls. Sie wurde mit der besten Note zum Doktor der Philosophie promoviert, wurde Assistentin Husserls, doch eine höhere akademische Laufbahn blieb ihr als Jüdin verwehrt. Im Sommer 1921 fällt Edith Stein im Hause ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius in Bad Bergzabern die Selbstbiographie der hl. Teresa von Avila in die Hände, sie liest diese in einer Nacht und wird Christin, so das Bild, das gern von ihrer Bekehrung gezeichnet wird. Doch waren es vor allem Begegnungen, die sie zum christlichen Glauben führten, die Selbstbiographie der hl. Teresa war sozusagen die letzte Entscheidungshilfe um sich in die katholische Kirche aufnehmen zu lassen.

Entscheidend war sicher die Begegnung mit ihrem Lehrer Edmund Husserl und seiner Philosophie, auf die hier nicht der Ort ist näher einzugehen. Doch sei Beate Beckmann zitiert: „Innerhalb der Phänomenologischen Bewegung ging es darum, Gegenstände oder Sachverhalte als Phänomene in der Form von Erlebnissen im Bereich des Bewusstseins zu beschreiben, zu analysieren, zu klären und in ihrem Wesen zu schauen. Dass die phänomenologische Methode für einige Philosophen Anlass zur existenziellen religiösen Bekehrung war, scheint darauf hinzuweisen, dass hier eine Öffnung für religiöse Erlebnisse durch ein bestimmtes Denktraining erfolgt ist.“ Anzumerken ist jedoch, dass viele Schüler und Schülerinnen über die Phänomenologie zum Christentum kamen.

Im Juli 1916, so berichtet uns Edith Stein selbst, weilte sie in Frankfurt am Main. Mehr als die Goethe-Erinnerungsstätten am Römerberg und am Hirschgraben, so schreibt Maria Amata Neyer, beeindruckte sie ein Erlebnis im Kaiserdom. „In das menschenleere Gotteshaus kam eine Marktfrau und kniete still in einer Bank nieder. Das hat Edith Stein nie vergessen; in den Synagogen und protestantischen Kirchen hatte sie Beter nur beim Gottesdienst erlebt. Hier aber kam jemand in die leere Kirche – >>wie zu einem vertrauten Gespräch<<.“ Edith Stein nahm vielleicht durch diese Begegnung zum ersten Mal wahr, dass der Glaube eine Beziehung zu einem persönlichen Gegenüber ist. Das dieses „persönliche Gegenüber“ Sinn und Kraft schenken kann, erfuhr Edith Stein ein Jahr später. 1917 fiel Adolf Reinach, Kommilitone und Freund Ediths, in Flandern. Sie wurde aufgefordert den wissenschaftlichen Nachlass Reinachs zu ordnen. Edith Stein fürchtete sich vor der Begegnung mit Anna Reinach, der Witwe. Was sollte sie ihr zum Trost sagen. Wie überwältigt war jedoch Edith Stein, als Frau Reinach dann vielmehr ihr Trost spendete. Kurz vor ihrem Tod erzählte sie in Karmel Echt Professor Hirschmann SJ, „Dass der entscheidende Anlass zu ihrer Konversion zum Christentum die Art und Weise war, wie die ihr befreundete Frau Reinach in der Kraft des Kreuzesgeheimnisses das Opfer brachte, das ihr durch den Tod ihres Mannes an der Front des Ersten Weltkrieges auferlegt war.“

Die Tür zum Glauben öffneten Edith Stein Begegnungen mit Menschen. Der Glaube wurde durch Menschen wie Anna Reinach und die Frankfurter Marktfrau für Edith Stein erfahrbar. Es kann Udo Theodor Manshausen nur zugestimmt werden, der in seiner Studie „Die Biographie der Edith Stein. Beispiel einer Mystagogie“, zu dem Schluss kam:

„Als bedeutungsvoll kann die Tatsache angesehen werden, dass Edith Stein nicht durch das schlussfolgernde Denken des Intellekts auf die `Wahrheit` gestoßen ist, sondern vornehmlich durch menschliches Zeugnis.“

Und so wurde sie selbst zu einem Menschen, der andere zum Glauben führte: als Lehrerin in Speyer, als Dozentin in München und als Ordensschwester. Ja bis hin ins Vernichtungslager Auschwitz, wo sie wahrscheinlich am 9. August 1942 vergast wurde, legte sie Zeugnis ab von ihrem Glauben.

„Menschen sind die Worte, mit denen Gott seine Geschichte erzählt.“ (Edward Schillebeeckx)

Am Beginn des 3. Jahrtausends und der Glaube scheint immer mehr zu verblassen. Aber wir können trotzdem getrost als Gemeinde ins Morgen gehen, wenn es uns wieder besser gelingt den Glauben für andere Menschen erfahrbar zu machen. Und zwar durch unser Lebenszeugnis im Alltag. Andreas wurde von Johannes dem Täufer auf Jesus verwiesen und führte dann selbst Simon zu Jesus. Edith Stein bezeugten Menschen im Alltag (zum Teil unbewusst wie die Marktfrau) den Glauben. So führten Glaubende seit den Anfängen der Kirche Menschen zu ihrem Herrn und Erlöser und nur so werden auch wir Menschen für Christus gewinnen können.

Keine großartigen Erkenntnisse, gewiss, aber wir müssen uns auf sie wieder besinnen und alles andere dürfen wir getrost Gott überlassen. Denn:
„Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.“ (1 Thess 5,24)

Hoffnungs–voll

Ganz sicher haben Sie in den letzten Wochen die Vorboten des Advents schon gesehen: Die Lebkuchen, Kerzen, Weihnachtsdekorationen, die inzwischen schon seit Monaten überall verkauft werden. Schön langsam glitzern auch überall erste Lichterketten aus den Fenstern der Geschäfte und Wohnhäuser.

Mit großen Schritten kommt die Adventszeit auf uns zu. Wenn wir an den Advent denken, verbinden viele damit den Duft von Plätzen, Tee und Glühwein. Dazu brennen Kerzen auf dem Adventskranz und im Hintergrund laufen im Radio bestimmte Lieder, die es eben nur zu dieser Zeit zu hören gibt.

Advent – eine Zeit für die Seele. Advent – eine schöne Zeit.

Und da begegnet uns gleich am 1. Adventsonntag ein Text aus dem Lukasevangelium, der so gar nichts mit adventlicher Romantik zu tun hat. Von bestürzten und ratlosen Völkern ist da die Rede. Vom Toben und Donnern des Meeres. Von Erschütterungen des Himmels. Quasi Weltuntergangsstimmung.

Und genau in dieses Chaos kommt der Menschensohn, heißt es. Die Erlösung ist nahe – aber nur für die, die sich nicht von den Sorgen des Alltags verwirren lassen und wachsam sind.

Dieser Bibeltext aus dem Lukasevangelium begegnet uns alle drei Jahre neu. Aber ich glaube, in diesem Jahr hören wir noch einmal ganz neu und anders hin. Die momentane Coronalage lässt wohl kaum jemand kalt. Überall auf der Welt sind Menschen ratlos, wie man mit der aktuellen Situation umgehen soll. Und jeden Tag erschüttern uns die steigenden Zahlen der Neuinfektionen.

Ich nehme in diesem Jahr bei vielen Menschen wahr, dass es eine sehr große Sehnsucht gibt, es sich Zuhause gemütlich zu machen – eben mit Lichtern und allem, was so zum Advent dazu gehört. Auch bei Menschen, die mit dem christlichen Hintergrund von Weihnachten wenig anfangen können. Aber ich denke, wir alle spüren heuer noch sehr viel deutlicher, als sonst, wie wichtig es ist, auf etwas zu Gutes hoffen.

Wir Christen sollen in der Wartezeit auf Weihnachten besonders guter Hoffnung sein und das nicht nur für uns privat. Wir sollen diese Hoffnung auch ausstrahlen. Und so wünsche ich Ihnen und mir: Lassen wir uns von stets schlechten Nachrichten nicht „verwirren“.

Schauen wir nach vorn! Sind und bleiben wir im besten Sinne positiv.
Und: Lassen wir uns die Hoffnung auf bessere Aussichten nicht nehmen!

Eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen allen
Michaela Maier, Gemeindereferentin

Liebe Gläubige,

gerade haben wir noch Erntedank gefeiert, bald schon ist es das Kirchweihfest. Feste, die wir hier voller Lebensfreude begehen und die auch viel mit Genuss zu tun haben. Denken Sie nur an die üppigen Erntedankaltäre oder auch an die traditionellen Gerichte, die es zu Kirchweih gibt. Nicht selten spielt da zum Mittagstisch in den Wirtschaften sogar die „Musi auf“. Der Oktober ist ein letztes Aufbäumen des Lebens, aber auch der Natur, bevor wir in den dunklen, grauen November starten. Lassen wir uns also doch ganz und gar ein auf dieses Aufbäumen, genießen wir alles, was uns dieser Monat so bietet. Und erkennen, vor allem wenn wir uns in der Natur bewegen, wie wunderbar Gott alles für uns bereitet hat.

Gerade der Anblick der roten, gelben, manchmal sogar goldenen Blätter, der letzten Rosen und Blumen, die noch blühen, darf uns ruhig mit großer Dankbarkeit und Demut erfüllen. In den rauschenden Farben können wir das Göttliche erkennen – wenn unsere Augen und unser Herz offen sind dafür. Aber auch in der Sinnlichkeit des leiblichen Genusses, in den reifen Früchten, dem guten Wein und all dem, was die Erde uns gibt, ist Gott. Denn er will, dass es uns gut geht. Er will, dass wir unser Leben gut leben. Aber er will auch, dass wir uns dessen bewusst sind und ihn vor lauter Lebensfreude nicht vergessen. Und daher: tauchen Sie ein in den goldenen Oktober in großer Dankbarkeit für Gottes Gaben, für sein wunderbares Werk und für seine uneingeschränkte Liebe zu uns.

Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.

Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen.

Die Zweig‘ und Äste durch mit frohem Rauschen,
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des hellen Bildes lebet
Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.
(Friedrich Hölderlin)

P. Jim John OCarm
Pfarrvikar

Wie stellen Sie sich einen Engel vor?

Wenn man diese Frage Menschen aus verschiedenen Altersgruppen stellen würde, würde man Aussagen bekommen, die sich in wesentlichen Punkten decken: ein Wesen aus dem Himmel, mit Flügeln, langem Gewand, …

Am 02. Oktober feiern wir das Fest der Heiligen Schutzengel. Interessant ist in diesem Zusammenhang ist eine Forsa- Umfrage aus dem Jahr 2005. Laut dieser Umfrage glaubt zweidrittel der Deutschen an die Existenz von Schutzengeln, wohingegen die gleichen Menschen nicht unbedingt an Gott glauben.

Wie lässt sich das erklären? Es hängt wohl damit zusammen, dass sich viele Menschen Engeln räumlich näher fühlen, als Gott. Engel sind Boten, die von Gott geschickt werden und deshalb auf der Erde unter uns unterwegs sind. Dagegen erscheint vielen Gott, als „Chef der Engel“ sehr fern im Himmel hoch oben zu sein. So lässt es sich wohl erklären, dass manche an Schutzengel glauben, aber an Gott nicht unbedingt.

Ich denke, dass dieser Glaube an Schutzengel auch mit Erfahrungen aus dem Alltag zusammen hängt. Da gibt es diese eine Verkehrssituation, die gerade noch einmal gut für mich ausgeht. Da stürzt das eigene Kind mit dem Fahrrad schwer und trotzdem ist „nur“ die Jacke kaputt …. Da sagt einem ein Arzt, dass man gerade noch einmal Glück gehabt hat. …

Jeder kennt Situationen wie diese, bei denen man das Gefühl hat, dass der gute Ausgang nur einer höheren Macht zu verdanken ist. Für manche ist diese höhere Macht Gott, für andere ist es der persönliche Schutzengel!

Egal, wie man verschiedene Grenzerfahrungen des Lebens einordnet: Ich finde, dass der Glaube an einen Schutzengel nur dann Sinn macht, wenn man auch an eine höhere Macht dahinter glaubt. Denn wenn Gott alles erschaffen hat, dann wohl auch die Schutzengel …

Michaela Maier, Gemeindereferentin

Woher weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist?

Woher weiß man, dass der Partner, den man gefunden hat, der bzw. die Richtige ist?

Woher wissen Sie, dass das, was Sie denken, richtig ist?

Woher wissen Sie, dass Sie in Ihrem Leben irgendwo „angekommen“ sind?

Woher wissen Sie, dass Ihr Glaube der Richtige ist?

Liebe Leserinnen und Leser,

ich denke, Sie werden sich die eine oder andere Frage selbst schon einmal gestellt haben. Vielleicht dachten Sie auch von der einen oder anderen Frage, dass Sie diese für sich schon final gelöst haben, um irgendwann später festzustellen: So war es dann doch nicht.

Es sind Fragen wie diese, die sich irgendwann im Leben stellen und deren Beantwortung gar nicht – oder vielleicht doch – ganz einfach ist.

Manche Antworten auf diese oder ähnliche Fragen kann man gar nicht groß beantworten. Die einfache Antwort lautet: Ich weiß es einfach. Punkt!

So muss es wohl auch Petrus und einigen der Jünger im Evangelium vom 21. Sonntag gegangen sein. Jesus steht ganz schön in der Kritik. Manche sagen: Man kann sich das, was Jesus sagt, gar nicht anhören. Andere, die bislang Jesu Fans waren, ziehen sich zurück. Nur Wenige bleiben. Darunter Petrus. Jesu Frust wird förmlich greifbar, als er Petrus und die übrigen Jünger mit den Worten provoziert: „Wollt ihr auch weggehen?“(Joh 6,67b)

Doch Petrus sagt: „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen … Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh 6,68f) Oder anders gesagt: Bei dir bin ich richtig! Du bist der Richtige! Bei dir bin ich angekommen! Ich weiß es einfach. Punkt!

Liebe Leserinnen und Leser,
das wünsche ich auch Ihnen: Dass Sie immer wieder in Ihrem Leben und auch in Ihrem Glauben mit absoluter Sicherheit spüren dürfen: Da bin ich richtig. Ich bin angekommen. Ich weiß es einfach. Punkt!

Das wünscht Ihnen
Ihre Michaela Maier, Gemeindereferentin

herzvermehrung

es grenzt schon
an ein wunder
dass so viele menschen
nicht nur an sich selbst denken
dass herzen sich öffnen
und hände dazu …
(Thomas Schlager-Weidinger, verrückter himmel, Echter Verlag 2013, S. 132)

Liebe Besucher unserer Homepage, liebe Mitchristen!

Kann ich an Wunder glauben? – Dass die normalen Gesetze nicht gelten, ist ungewöhnlich: Das Gesetz dieser Welt, ist: Auf sich zu schauen, sich durchzusetzen und eine gute Figur abgeben zu wollen: Andere sollen zurückstehen, damit ich gut dastehe.

Die Religion ist für „Wunder“ zuständig: Vor 2 Jahren verstarb der Theologe Johann Baptist Metz, er stammte aus der Oberpfalz, hat sein Abitur in Amberg abgelegt. Metz war ein prominenter Vertreter der politischen Theologie: Der Glaube hat im öffentlichen Raum etwas zu sagen, hat feste Standpunkte, die für das Zusammenleben in einer Gesellschaft wichtig sind: Die Grundhaltungen Jesu führen dazu, dass Christen Anwälte der Armen und Entrechteten werden und sind.

Johann Baptist Metz hat gesagt: Religion ist Unterbrechung: Es soll nicht alles wie gewohnt – wie geschmiert – laufen, immer den gleichen Gang dahin, immer nach den gleichen Ordnungen: Wenn ich mir Religion leiste, Unterbrechung leiste, dann habe ich Zeit und Platz zum Nachdenken; dann kann ich auf die Abläufe wie von außen blicken und das Richtige vom Falschen unterscheiden.

Was ist meine Aufgabe? Ich bin eine Jüngerin, ein Jünger Christi. Wie er will ich nicht Geld und materiellen Gewinn vermehren: Ich will leben, um mitzuwirken am großen, fast unvorstellbaren Wunder: Dass die Stimme des Herzens gehört wird und verwirklicht wird: Dass ich gemeinsam mit anderen nicht nur an mich selbst denke und meinen Mund und meine Hände öffne für andere.

Das Gedicht von Thomas Schlager-Weidinger geht weiter: „unvorstellbar: / die saat des sich verschenkenden / geht auf // und wunder / werden wirklich wahr.“

Jesus hat nicht nur Dinge wie Zeit und Nahrung verschenkt: Er hat sich selbst verschenkt. Wo seine Saat aufgeht, da entsteht eine lebenswerte Welt für die Menschen.

Leisten Sie sich jetzt in der Ferienzeit die kostbare Unterbrechung des Laufs ihrer Aufgaben, lassen Sie das Wunder des sich Verschenkenden an sich geschehen.

Ihnen alles Gute; dass Sie erfahren, wie wundervoll das Leben ist.

Ihr
Dieter Zinecker, Pfarrer

Liebe Gläubige,

in der Sommerausgabe des Magazins „Leben jetzt“ der Steyler Missionare las ich ein Gebet von Bruder Michael Ertl SVD, das mir ein frohes Lächeln ins Gesicht zauberte und für mich alles ausdrückt, was die Menschen, auch ich, jetzt fühlen. Es lautet:

Unterwegs sein möchte ich,
in den Sommer, der vor mir liegt.
Nach dieser Zeit der Unsicherheit
endlich – unbeschwert sein.

Unterwegs sein darf ich,
in die Begegnung, die mich erwartet.
Nach dieser Zeit der Isolation
endlich erreichbar sein.

Unterwegs sein kann ich,
zu den Orten, wo ich gerne bin.
Nach dieser Zeit des Wartens
endlich – frei sein.

Weil Du, Herr, unterwegs bist mit mir,
mich hinausführst ins Weite (Ps 18,20),
mein Klagen in Tanzen verwandelst (Ps 30,12),
meine Finsternis hell machst (Ps 18,29).

(Quelle: „Leben jetzt 07-08/2021 – das Magazin der Steyler Missionare“)

Steyler Missionare...
"Leben jetzt" - das Magazin der Steyler Missionare

Wir alle haben uns so sehr danach gesehnt, wieder in Gesellschaft sein zu dürfen, unsere Mitmenschen zu sehen und auch spüren zu dürfen, aber auch einfach einmal wieder unbeschwert Ausflüge machen zu können. Jetzt im Sommer, der unser Lebensgefühl sowieso immer heiterer und gelassener macht, ist es endlich wieder möglich. Mit jedem Sonnenstrahl, mit jeder Begegnung und jeder Berührung leben wir ein Stückchen mehr auf. Und immer an unserer Seite – Gott. Er hat uns durch die schweren Zeiten begleitet und ich glaube, dass wir aus dem Glauben an ihn heraus die Zeit der Isolation und des Wartens auch leichter überstehen konnten.

Glauben an Gott bedeutet für mich nämlich auch, in allen schweren Zeiten dennoch die schönen Seiten des Lebens zu sehen und dafür dankbar zu sein. Glaube bedeutet ebenso, darauf zu vertrauen, dass Gott uns aus dem Trübsal, aus schweren Zeiten wie dieses lange Jahr der Pandemie, auch wieder herausführt, denn Gott liebt uns und er liebt das Leben wie wir. Er möchte uns fröhlich und tanzend sehen, er möchte, dass wir das Leben, das er uns geschenkt hat, wirklich zum Leben nutzen, all seine Chancen erkennen und uns an all dem, was er uns gegeben hat, erfreuen.

Daher wünsche ich Ihnen allen in diesen Tagen, in denen wir endlich wieder frei sein dürfen, einen wunderbaren, begegnungsreichen und fröhlichen Sommer, in dem Sie das Leben feiern und dabei wissen: Gott feiert es mit Ihnen.

P. Jim John O.Carm
Pfarrvikar

„Nicht immer sichtbar. Doch immer da. Jesus.“

An unserem Kühlschrank hängt eine gelbe Karte. Darauf steht ein Spruch aus dem Buch Jesaja. Darüber sind einige weiße Punkte. Es sind Punkte aus der Blindenschrift. Wenn man die Karte umdreht, dann steht dort: „Konnten Sie es lesen?“ Und darunter kann man lesen: „Nicht immer sichtbar. Doch immer da.“ Und dann folgt die Übersetzung der weißen Punkte in Blindenschrift: „Jesus.“

Mit ein paar weißen Punkten und zwei kurzen Sätzen ist alles gesagt: Jesus ist immer da. Diese Worte auf der Karte passen sehr gut zum Evangelium vom 12. Sonntag im Jahreskreis. Da wird uns erzählt, wie Jesus mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth unterwegs ist.

Jesus hat zuvor lange zu den Menschen gesprochen. Die Luft ist raus. Jesus braucht im wahrsten Sinne des Wortes „Abstand“ und fährt mit seinen Freunden auf den See. Er ist so erschöpft, dass er im Boot einschläft. Er schläft so fest, dass ihn nicht einmal der stärkste Sturm weckt. Die Jünger aber – viele davon mit einer langjährigen Erfahrung als Fischer – sind in Panik. Sie fürchten um ihr Leben.

Auch wenn die meisten von uns nie einen Sturm auf See erlebt haben oder erleben werden: Jeder von uns hat es schon gehört und gesehen, wie Stürme ganze Landstriche verwüsten, Häuser abdecken und die stärksten Bäume umknicken. Wie froh sind wir dann, wenn wir in sicheren vier Wänden sind. Bei Sturm möchte niemand draußen sein.

Doch die Jünger sind draußen … draußen auf dem See. Selbst die erfahrenen Fischer unter ihnen haben Angst. Angst um ihr Leben. Es muss also wirklich sehr erst gewesen sein.

Und Jesus: Er reagiert „cool“. Er stillt den Sturm mit einem Satz. Und dann: Er fragt die Jünger vorwurfsvoll, warum sie Angst haben. Ob sie denn keinen Glauben hätten.

Was soll uns diese Erzählung sagen?

Ich denke, sie will uns als Christen Mut machen: Wenn du wirklich an Jesus glaubst, dann ist er auch bei dir. Immer! Hab keine Angst! – Auch wenn es drunter und drüber geht. Ja! Stell dich den Stürmen deines Lebens! Mit Jesus im Boot bist du in jedem Fall sturmfest.

Oder wie die Schrift auf meiner Karte sagt: „Nicht immer sichtbar. Doch immer da. Jesus.“

Ein starkes Gottvertrauen und die Erfahrung der steten Gottesnähe wünscht Ihnen

Michaela Maier, Gemeindereferentin