„Der Heiland erstand, der Heiland erstand (…).“ In der Osternachtsfeier sangen es die Gläubigen, die die Stadtpfarrkirche von St. Jakob bis an den Rand füllten, voller Inbrunst und ließen erkennen: Die Freude über den auferstandenen Heiland hatte Einzug gehalten, aus Ostern wurde ein neues Bekenntnis zum Glauben, zur Hoffnung und Zuversicht. Und: Mit Ostern beginnt eine neue Zeitrechnung, wie Pfarrer Dieter Zinecker es in seiner Festpredigt auf den Punkt brachte.
Eröffnet wurde die Feier der Auferstehung mit der Lichtfeier: Das Entzünden des Osterfeuers, die Osterkerze, die unter „Lumen Christi“-Rufen in die dunkle Kirche getragen wird, und das Anzünden der Lichter aller Mitfeiernden sind sprechende Bilder für den Auferstandenen, der das Dunkel des Todes vertreibt. Der Einzug von Pfarrer Zinecker, Diakon Alfred Dobler und einer stattlichen Schar von Ministranten vollzog sich dementsprechend im schwachen, aber stetig wachsenden Schein der Kerzen. Im „Frohlocket Ihr Chöre der Engel“ ließ der Chamer Stadtpfarrer das Osterlob warm erklingen, ehe der Wortgottesdienst mit den inhaltsschweren alttestamentarischen Lesungen seinen Anfang nahm; Die jeweiligen Antwortpsalmen sangen Eva Berzl und Organist Hermann Seitz abwechselnd vor. Und nach dem Osterhalleluja, machtvoll begleitet von der Orgel und dem Geläut aller Glocken, konnte Diakon Alfred Dobler das Markus-Evangelium vom auferstandenen Christus verkünden.
Die allumfassende Kraft der Frohbotschaft war auch der Ausgangspunkt der Festpredigt. Mit der Osternacht breche eine neue Zeit an, so Pfarrer Zinecker. Diese Zeitumstellung sei – mit dem Sieg über den Tod und als Tor zum ewigen Leben – von gänzlich anderer, grundlegender Bedeutung als etwa die von Menschenhand vollzogene, vor Wochenfrist erfolgte Umstellung von der Winter- zur Sommerzeit. Ausdrucksvolle und glaubensstarke Worte zur Auferstehung und zu Ostern kämen uns heute leicht über die Lippen; Worte, denen die allerersten Osterzeugen, die zitternd und voller Furcht vom Grab flohen, sehr vorsichtig und zurückhaltend entgegengetreten seien. Zweifelnde Fragen nach dem Sinn der Auferstehung für den einzelnen Menschen und dessen Schicksal stellten sich heutzutage nicht minder. Etwa für Angehörige der Opfer des Flugzeugunglücks, für Schwerkranke, die dem Tod entgegengehen, für Menschen in den Flüchtlingslagern im Nahen Osten. Pfarrer Zinecker fand Antwort auf diese brennende Fragen in den Worten des Evangelisten: „Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen.“ So wie dort die Jünger Jesu in ihrem Alltag gelebt haben, mit all ihrem österlichen Ahnen und Hoffen, so soll auch bei uns die „österliche Zeitumstellung“ dort wirken, wo vieles bedrückend oder schier trostlos sei: Im täglichen Leben: „Die Osterkerze ist ein Zeichen: Jedes menschliche Leben hat einen Wert, der nicht in Frage gestellt werden kann“, auch nicht bei schweren Schicksalsschlägen. „Liebe Mitchristen, wie ich an Ostern glaube, zeigt sich in meinem Galiläa, in meinem Alltag, an den anderen 364 Tagen im Jahr: Diese österliche Zeitumstellung ist einschneidend: Wer an die Auferstehung glaubt, verliert die Angst, verliert auch eine Lebenshaltung, die sich an Oberflächlichem, am äußeren Schein orientiert; er weiß, was im Leben wichtig ist. Der Glaubende kann nicht mehr so weiterleben wie bisher. Er setzt überzeugt neue Maßstäbe.“
Der Predigt folgte die Tauferneuerung, mit der Segnung des Taufwassers mittels der Osterkerze und der Erneuerung des Taufversprechens. Danach wurde in besonders feierlicher Weise die Eucharistie begangen. Durch die eingängigen österlichen Volksgesänge und Gebete waren auch hier die Gläubigen in das Geschehen eingebunden. Die Segnung der Osterspeisen und der Ostersegen beschlossen eine Osternacht – reich an bewegenden Worten und Liedern und an stimmungsvollen Bildern.
An deren Ende stand der herzliche Dank von Pfarrer Dieter Zinecker an alle Mitwirkenden und ein „Frohes Ostern“, im Namen auch von Kaplan Alexander Dyadychenko und Diakon Alfred Dobler, an alle Gottesdienstbesucher, untermauert von einem persönlichen Ostergruß samt Osterbrötchen an den Kirchenportalen.