Am Karsamstag feierten die Gläubigen der Expositurkirche St. Laurentius in Vilzing die Osternacht. Eröffnet hat die Feier der Auferstehung die Lichtfeier: das Entzünden des Osterfeuers. Die Osterkerze, die unter „Lumen Christi“ – Rufen in die dunkle Kirche getragen wurde, und das Anzünden der Lichter aller Mitfeiernden. Der Einzug von Pater Jim, den Lektoren und allen Ministranten vollzog sich im schwachen, aber stetig wachsenden Schein der Kerzen. Nach den Lesungen und dem
eindrucksvollen Gloria kam das Licht zurück in die Kirche und die Glocken läuteten.
In seiner Predigt ging Pater Jim auf die Frage: „Wer wird uns den Stein vom Grab wegwälzen?“, die sich die Frauen am frühen Morgen am Weg zum Grab Jesu gestellt haben, ein. Es ist eine einfache, praktische Frage – und zugleich eine zutiefst menschliche, existenzielle.
Wie viele Menschen stellen sich heute diese Frage – in anderen Worten, mit anderen Sorgen, aber mit demselben Gewicht im Herzen. Wie viele Steine liegen schwer auf dem Leben: Der Stein zerbrochener Beziehungen, der Stein der Einsamkeit, der Stein einer Diagnose, die alles verändert, der Stein von Krieg, Angst und Unsicherheit in der Welt, der Stein der Überforderung, die viele Familien in diesen Tagen spüren, der Stein von Schuld und Versagen, den man sich selbst kaum verzeihen kann.
Wir kennen solche Steine. Wir tragen sie – oft unsichtbar – mit uns, so Pater Jim.
„Und dann kommt Ostern. Dann steht da plötzlich ein leerer Fels, ein offenes Grab, und ein junger Mann in strahlendem Gewand sagt: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. Er ist nicht hier.“ Was für eine Botschaft! Kein Wunder, dass die Frauen zuerst nicht glauben konnten, was sie sahen. Wir stehen heute Nacht vor demselben Geheimnis. Wir hören die Worte, die seit Jahrhunderten über alle Gräber hinweg gerufen werden: „Der Herr ist auferstanden! Er lebt!“
Und vielleicht fragen auch wir uns: „Kann das wirklich wahr sein? Auch für mich? Auch in meiner Dunkelheit, mitten in meiner Angst?“ Und ich sage Ihnen: Ja! Nicht als Vertröstung. Nicht als frommer Wunsch. Sondern weil Gott es in Jesus Christus wirklich getan hat. Der Stein ist weg. Die Tür des Grabes ist offen. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das heißt nicht, dass Leid, Krankheit und Tod verschwunden wären. Wir sehen sie – Tag für Tag. Auch nach dieser Feier werden viele Steine bleiben.
Aber was Ostern uns sagt, ist dies: Kein Stein ist zu schwer für Gott. Keine Nacht ist so finster, dass er sie nicht durchbrechen könnte. Kein Grab ist für immer geschlossen. Das Grab, zu dem die Frauen damals gingen, war leer. Und das verändert alles. Nicht auf einen Schlag – aber von Grund auf.
Ostern heißt: Es gibt Hoffnung, die über das Sichtbare hinausreicht. Es gibt Leben, das stärker ist als alles, was uns bedrängt. Es gibt Licht, das kein Dunkel auslöschen kann.
Vielleicht müssen wir – wie die Frauen – auch erst einmal schweigen. Vielleicht müssen auch wir erschrecken vor dieser unbegreiflichen Wahrheit. Vielleicht brauchen wir Zeit, um zu verstehen, was uns da gesagt wird. Aber es bleibt dabei:
Der Stein ist weg. Der Weg ist offen. Das Leben hat gesiegt!
Und so frage ich heute Nacht: Wagen wir es, dieser Botschaft zu glauben? Wagen wir es, neu zu hoffen, zu leben, zu lieben – auch wenn Steine auf unserem Weg liegen? Wagen wir es, aufzubrechen, wie die Frauen – auch wenn wir noch zittern? Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaft auferstanden. Und weil das wahr ist, können auch wir aufstehen. Aus Angst, aus Schuld, aus Dunkelheit, aus allem, was uns gefangen hält.
Ostern hat begonnen. Und die Frage bleibt nicht: „Wer wird uns den Stein wegwälzen?“, sondern: „Was tun wir mit der offenen Tür zum Leben?“
Der Predigt folgte die Tauferneuerung mit der Segnung des Taufwassers und Erneuerung des Taufversprechens. Nach altem Brauch hatten auch zum Gottesdienst die Gläubigen Körbe mit Osterspeisen mitgebracht, die von Pater Jim gesegnet wurden.
Zum Schluss bedankte sich Pater Jim bei der Gruppe „La Musica“ für die wunderschöne musikalische Gestaltung und bei allen, die mitgewirkt hatten. Am Kirchenausgang konnte man von den diesjährigen Kommunionkindern noch ein geweihtes Brot erwerben.