Geistlicher Impuls – Unbequeme Wege

In den Evangelien des 3. und 4. Sonntags im Jahreskreis steht Jesus am Anfang seiner Bestimmung. Ab jetzt beginnt die Zeit, wo Jesus als Sohn Gottes aktiv auftritt und handelt. In der Synagoge liest er aus dem Buch Jesaja vor und präsentiert sich als Erfüllung dieses Prophetenwortes.

Die Worte des Propheten waren den Leuten damals sehr vertraut. Es war eine alte Überlieferung. Und jetzt werden die Menschen in der Synagoge Zeuge davon, dass diese alten Worte Realität werden. Ich könnte mir vorstellen, dass Viele überrascht waren: Erstens davon, dass die Worte tatsächlich wahr sind. Zweitens, dass die Worte genau jetzt zu ihrer Lebenszeit wahr werden sollen. Drittens, dass der, der die Worte umsetzt, aus ihren Reihen stammt. Viertens, weil der, der die Worte wahr werden lässt kein studierter Gelehrter, sondern ein einfacher Zimmermannssohn ist.

Für mich stellt sich die Frage: Wie würde ich reagieren, wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis plötzlich als Messias auftreten würde? Ganz ehrlich: Ich hätte vermutlich auch so meine Zweifel und würde mich fragen, ob das alles nicht ein gewaltiger Schwindel ist.

Auch die Leute damals in Nazareth haben wohl so gedacht. Jesus spürt ihre Vorbehalte und bringt sie klar zur Sprache: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ (Lk 4,24b)

An dieser Erzählung aus dem Lukasevangelium wird deutlich: Auch ein Sohn Gottes hat keine Vorteile. Ihm wird, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts in die Wiege gelegt. Der Beginn seines Lebens war schon holprig: Geburt in einem Stall, die erste Wiege ist eine Futterkrippe. Ja, und es geht holprig weiter. Jesus wird immer wieder für seine Überzeugung Widerstände ertragen müssen. Das Messias-sein war kein Selbstläufer.

Doch Jesus lässt sich nicht verunsichern. Er weiß: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; … der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, …“ (aus Lk 4,18). Das heißt so viel wie: Ich kann gar nicht anders. Ich muss so sein, weil Gott es so will. Das war sicher alles andere, als der bequemste Weg durchs Leben.

Liebe Leser,
vielleicht haben Sie auch schon einmal in Ihrem Leben das Gefühl gehabt: Auch wenn es andere anders sehen und auch wenn ich damit nur Schwierigkeiten haben werde: Ich muss etwas genau so tun oder genau so sagen, weil ich weiß, dass es hier und jetzt richtig ist. Wenn Sie das in sich spüren, dann dürfen Sie sich als gläubiger Christ sicher sein: Jesus ist auf Ihrer Seite. Er geht mit Ihnen auch den unbequemsten Weg mit, weil er das Leben kennt. Oder wie es im Talmud heißt: „Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt!“

Michaela Maier, Gemeindereferentin

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