Wenn das Stichwort „Zeltlager“ fällt, gibt es meist kein langes Hin und Her, Überlegen oder Abwägen. Denn jeder Betroffene weiß sofort, was für ihn zu tun ist: Die Gruppenleiter treffen ihre umfangreichen  Vorbereitungsarbeiten, die Gruppenmitglieder geben schnellstmöglich ihre  Teilnahmeerklärung ab. Dabei sein wollen sie schließlich alle beim jährlichen Zeltlager zu Beginn der Ferienzeit  –  die kleinen wie auch die größeren Ministranten, Jungen wie Mädchen, von Cham St. Jakob und Vilzing St. Laurentius. Und eine schöne Belohnung ist das einwöchige Lagerleben  allemal für den zuverlässigen Dienst am Altar das ganze Jahr über.

Diesmal schlugen die insgesamt 67 Teilnehmer ihre kleine Stadt aus „fliegenden Bauten“  wieder  im Gebiet der Gemeinde Traitsching, nahe Atzenzell auf  –  und schon konnte das Abenteuer beginnen. Mit den Highlights: Nächtliche „Überfälle“  –  selbstinszenierte oder aus allen möglichen Himmelsrichtungen hereinbrechende -, kilometerweite Erkundungsmärsche soweit die Füße tragen, oder abendliche Lagerromantik bei subtropischen Temperaturen. Hatte es die Jahre zuvor oftmals geschüttet wie aus Kübeln und es der Mobilisierung aller nur irgendwie greifbaren Gummistiefel bedurft, so blieb diesmal eine ganze Woche lang alles staubtrocken. Man konnte sich also ganz ungestört dem Motto des Zeltlagers „Gott und die Welt“ widmen und sich hierzu  –  im Wege der Zuordnung der Teilnehmer zu „Botschaftern“ vieler verschiedener Länder  –   mit dem Leben in anderen Kulturkreisen beschäftigen. Kaplan Alexander Dyadychenko erwies sich als umsichtiger Leiter der großen Ministrantenschar und hatte selber großen Spaß an seiner Zeltlager-Premiere. Ein weiterer Höhepunkt  war dann auch der von ihm zelebrierte Sonntagsgottesdienst, der zusammen mit den für einen Abend eingeladenen Eltern und Geschwistern gefeiert wurde. Der Kaplan fand in seiner Predigt bei aller Freude über das schöne Miteinander auch nachdenkliche Worte: Während die Ministranten das Zelten als besonderen Ferienspaß erleben könnten, seien derzeit Menschen aus vielen Ländern der Erde auf der Flucht und oft schon heilfroh, vorübergehend Obdach unter einem schützenden Zelt zu finden. Diesen Menschen mit Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft zu begegnen, sei ein Gebot der Stunde.

Am Ende einer ereignisreichen Ferienwoche fiel es der mittlerweile eingeschworenen Gemeinschaft dann schon ein wenig schwer, die eingeschlagenen Zeltpflöcke wieder einzusammeln und mit Sack und Pack den Heimweg anzutreten. Gut, dass es wohl auch im nächsten Jahr ein Zeltlager geben wird.

Die positive Reaktion aller Beteiligten sprach für sich: Als echtes Highlight hat sich die fünftägige Pfarrwallfahrt von Cham St. Jakob in der Woche nach Pfingsten erwiesen. Das Reiseziel „Südtirol“ bot den 42 Teilnehmern, die sich zusammen mit Pfarrer Dieter Zinecker per Bus auf den Weg gemacht hatten, aber auch tatsächlich die ganze Palette seiner vielfältigen Reize und Schönheiten: Herrliche Landstriche, schöne Städte, kulturhistorisch bedeutsame Stätten wie auch südländisches Ambiente und kulinarische Genüsse. Und all das bei strahlendem Sonnenschein, an dem man sich zusätzlich „erwärmen“ konnte  –  beste Bedingungen also rundum. Zudem kam der Wallfahrts-Charakter der Reise mit Gottesdienst, Andachten, Gesang und Gebeten intensiv zum Tragen und stärkte von Beginn an das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe.

Nach ca. 7-stündiger Anfahrt über Innsbruck und Brenner war die Innenstadt von Brixen mit ehemaligem Bischofspalast und der Domkirche der erste attraktive Anlaufpunkt, bevor in Leifers, ca. 10 km südlich von Bozen gelegen, Quartier für den weiteren Aufenthalt bezogen wurde. Der folgende Mittwoch führte die Reisegruppe nach Meran, der ehemaligen Tiroler Landeshauptstadt und schon seit dem 19. Jahrhundert weithin gerühmte Kurstadt mit mediterran geprägtem Klima. Die örtliche Reiseleiterin erwies sich hier und auch im weiteren Verlauf als ausgesprochene Kennerin ihrer Heimat und gab den Chamer Wallfahrern nebenbei auch pointierte wie humorvolle Einblicke in die Wesensart  ihrer Südtiroler Landsleute. Schloss Trauttmansdorff mit seinen weitläufigen Botanischen Gärten und einer Farbenpracht ohnegleichen ließ dann den ganzen Nachmittag über das Herz nicht nur aller Naturliebhaber höher schlagen. Nicht fehlen durfte anschließend ein Besuch der Pfarrkirche von Niederlana, mit dem berühmten Schnatterpeck-Altar, der auf 14 m Höhe und 7 m Breite Geschichten aus dem Leben Jesu darstellt. Dem „Reiz Südtirol“ endgültig erliegen konnte die St. Jakober Pilgerschar tags darauf: Die bizarre Bergwelt der Dolomiten mit ihren steilen Riffen aus Kalkstein trübte kein Wölkchen und so ließ die Höhen-Rundfahrt bis über 2000 m hinauf keine Wünsche offen. Aber auch die Tallagen wie Fassa- oder Grödnertal und Orte wie Cortina d ` Ampezzo und St. Ulrich waren absolut sehenswert. Trient, Hauptstadt der italienischen Provinz gleichen Namens, hieß das Schlaglicht am Vormittag des vierten Reisetages. Ihre wechselvolle Geschichte im Laufe der Jahrhunderte hat der malerischen Schönheit der Stadt keinen allzu großen Abbruch getan. Ihre Wahrzeichen, der Domplatz mit der Kathedrale San Vigilio und die Kirche Santa Maria Maggiore (Orte des Konzils im 16. Jahrhundert), haben sich gut erhalten. Die Chamer genossen das besondere Flair auch dieser Stätte, ehe es nachmittags zum Kalterer See und anschließend zu einer Weinprobe nach Eppan ging. Die nachfolgende Einkehr in Kaltern ließ das Stimmungsbarometer noch zusätzlich anschwellen. Einen gelungenen Schlusspunkt setzte am letzten Ausflugstag die Landeshauptstadt Bozen. In der prächtigen Stiftskirche des Benediktinerklosters Muri-Gries, gelegen im Stadtteil Gries-Quirein, lud Pfarrer Dieter Zinecker zum morgendlichen Gottesdienst, ehe die sehr belebte Bozener Innenstadt mit ihren zahlreichen imposanten Bauten näher in Augenschein genommen wurde.

Dann auf der Heimfahrt  –  gute Erinnerungen im Gepäck und ein letzter Blick zurück: Ein großes Dankeschön an den Chamer Stadtpfarrer für seine Reiseleitung und an Busfahrer Thomas Nachreiner für seine Fahrdienste. Und Einigkeit unter allen Mitreisenden: Es war eine schöne und abwechslungsreiche Pfarrwallfahrt  –   in einer Region, die ihresgleichen sucht!